Eigenes Saatgut gewinnen: Womit fange ich an?

      2 Kommentare zu Eigenes Saatgut gewinnen: Womit fange ich an?

Wie jedes Jahr zu Weihnachten habe ich mir ein schönes Gartenbuch schenken lassen. Weihnachten ist da einfach ein prima Zeitpunkt, da man dann über die Feiertage und mitten im Winter genügend Zeit hat sich mit dem neuen Buch beschäftigen.

Um in Punkto Gemüse irgendwann mal eine richtige Selbstversorgung hinzukriegen, braucht man natürlich auch eigenes Saatgut. Daher fiel meine Wahl auf das „Handbuch Samengärtnerei“ von Andrea Heistinger, Arche Noah und Pro Specie Rara. Ein wirklich gelungener Klassiker.

In dem Buch werden Grundlagen ausführlich beschrieben. Aber das beste sind die unzähligen Gemüseportraits, die nicht nur alle relevanten Infos zur Saatgutgewinnung dieser Art enthalten, sondern auch noch Infos zu Krankheiten und Kulturgeschichte. Einziger Nachteil: das Buch ist so schwer und unhandlich, dass man es nicht freiwillig mit sich rumschleppt und es auch nicht gemütlich gelesen werden kann. Aber ich will hier keine Buchrezension schreiben.

Vorüberlegungen zur eigenen Saatgutgewinnung

Die für mich interessanteste Seite in dem Buch war die Tabelle mit der Haltbarkeit oder Lagerfähigkeit von Gemüsesämereien. Da gibt es 4 Gruppen:

1 – Sehr empfindliche Samen: Aussaat sofort oder in einigen Monaten

Es macht in meinen Augen (also gerade als Anfänger) keinen Sinn diese zu vermehren. Denn der Vorteil von eigenem Saatgut ist ja auch, dass man an den Standort optimal angepasste Pflanzen züchtet. Wenn man bei Saatgut der Haltbarkeit 1 einmal was falsch macht, ist die ganze Zuchtarbeit der vorherigen Jahre umsonst gewesen.

In dieser Kategorie tummeln sich vor allem Knoblauch und Zwiebelgewächse. Das macht es nicht so dramatisch, da man Knoblauch und Schalotten ja auch wunderbar aus Tochterzwiebeln/Zehen vermehren kann. Das ist zwar keine Züchtung, da man Klone pflanzt, aber zumindest muss man nicht immer irgendwo anders einkaufen.

2 – Kurze Lebensdauer: 2-3 Jahre

Dazu gehören Gemüsefenchel, Möhren, Mais, Sellerie und Spinat.

2-3 Jahre sind schon kurz wenn man bedenkt, dass man nie all sein Saatgut pflanzen soll, sondern für den Fall einer Missernte mindestens die Hälfte für das nächste Jahr aufheben sollte. Die Missernte muss ja nichts mit dem Wetter zu tun haben, es kann sich ja auch um ein Schädlingsproblem handeln, dass man erst mal in den Griff kriegen muss.

3 – Mittlere Lebensdauer: 4-5 Jahre

Hülsenfrüchte, Endivie, Feldsalat, Mangold/Rote Beete, Paprika, Radieschen, Salat

Hier fängt die Sache langsam an Spaß zu machen. Aber da kommt auch schon der nächste Punkt den man bedenken sollte: Um wirklich zu züchten braucht man eine gewisse Anzahl an Pflanzen, um einen gewissen Genpool zu haben. Aus diesen wählt man dann jedes Jahr die besten aus. Praktischerweise steht in dem Buch bei jeder Pflanze wie viele das sein sollten. Da kann man schon mal leicht Platzprobleme bekommen: Beispiel Kürbis: 6-12 Pflanzen (!) Ach ja, von den Auserwählten sollte man natürlich möglichst wenig ernten, damit die ganze Kraft ins Saatgut geht. Also ein Extrabeet…

4 – Lange Lebensdauer: über 5 Jahre

Kreuzblütler, Aubergine, Melde, Kürbisgewächse, Tomate

Die Kreuzblüter klingen spannend. Blöderweise sind fast alle Kohlarten Vertreter der gleichen Art und können sich damit kreuzen. Dafür werden in dem Buch Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Abstände oder Schutznetze empfohlen. Leider sind die Abstände weit mehr als ich in meinem Garten anbieten kann: z.B. 150 m bei Radieschen. Bei anderen Arten wie z.B. Feldsalat sind es gerade einmal 30-50 m… 😉

Man muss also immer darauf achten, womit sich die Pflanze kreuzen könnte und davon dann eben nur eine Art anpflanzen. Und was im Garten der Nachbarn gerade blüht könnte auch relevant sein. Mit Mangold oder Roter Beete anfangen ist auch keine gute Idee, da das quasi die gleiche Pflanze ist.

Also meine Wahl für den ersten Versuch ist auf folgende Art gefallen: Feldsalat

Junger Feldsalat Ende August

So sah mein Feldsalat Ende August aus

Warum eigenes Feldsalat-Saatgut gewinnen?

  1. Feldsalat gehört zur Familie der Baldriangewächse und da ist so gut wie kein anderes Gemüse in der Familie enthalten. Das Risiko einer Verkreuzung sollte also äußerst gering sein.
  2. Die Saatgutmenge: ich kann immer große Mengen Feldsalat-Saatgut gebrauchen, da man das ja im Herbst auf alle leeren Beete sähen kann, um es dann im Winter gemütlich zu verdrücken.
  3. Es gibt keine Überwinterungsprobleme: bei 2-jährigen Pflanzen wie z.B. Blumenkohl muss man sich schon mal über das Winterquartier Gedanken machen, da dieser keinen Frost verträgt. Das macht die Sache komplizierter. Feldsalat ist da ja wirklich unproblematisch.
  4. Erfolgreicher Anbau: ach ja, es sollte etwas sein, was bei euch auch wirklich funktioniert. Im Buch werden z.B. Möhren empfohlen, aber da ich in 2 Jahren sage und schreibe 1 Möhre groß gezogen habe (von ca. 5 Reihen Aussaat) verschiebe ich das erst mal auf später…

Bleibt nur ein Problem: da man immer die besten Pflanzen stehen lässt, für die Zucht, muss ich den Plan auf nächstes Jahr verschieben. Die größten Pflanzen hab ich nämlich als allererstes aufgegessen 🙂

 

2 thoughts on “Eigenes Saatgut gewinnen: Womit fange ich an?

  1. Josef

    Wie hast denn Du die Samen des Feldsalats aufgefangen? bei mir sind die Samen bald soweit und ich fürchte sie gehen mit verloren wenn ich nicht eine gute Idde finde diese aufzufangen.

    Reply
    1. Silke Post author

      Hallo Josef!
      Gut, dass du fragst. Bei mir steht der Feldsalat dieses Jahr zum ersten Mal in Blüte, daher hab ich da auch noch keine Erfahrung. Aber ich hab mich mal schlau gemacht.
      Im “Handbuch Samengärtnerei” von Andrea Heistinger steht, dass die Samen über einen langen Zeitraum ab Ende Mai bis Juni ausreifen und ausfallen. Bei mir sind sie wohl etwas später dran dieses Jahr.

      Ich hoffe mal, dass ein paar auf das Beet nebenan fallen, da wäre Feldsalat nämlich eine prima Ergänzung für die Lücken in der Gründüngung 😉

      Also hier die Anleitung für die Samengewinnung: abwarten, bis mehr als die Hälfte der Samen reif ist = aufgeplatzte Samenkapseln. Dann Tücher oder Gaze unter die Pflanzen legen und die Pflanze abschneiden und in das Tuch einschlagen. Dann sollen die Pflanzen noch mal in dem Tuch zum Nachtrocknen aufgehängt werden. Es werden nur die Samen verwendet, die dann von alleine ausfallen, da diese am besten ausgereift sind.

      Da die Samen vom Feldsalat ja glücklicherweise größer sind als die winzigen Blüten, werde ich einfach mal ein paar alte Gardinen-Stücke (typische “Oma-Gardine”) unter die Pflanzen legen. Da dürften die ca. 2-3 mm dicken Samen drin hängen bleiben.

      Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen. Und danke, dass du mich an meinen Feldsalat erinnert hast. Ich hätte die Samenernte fast verpasst!

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