Kommen wir nun zu einem Klassiker der Permakultur. Der Obstbaum-Lebensgemeinschaft (kurz OLG).
Was ist eine Obstbaumlebensgemeinschaft oder Baumgilde/Pflanzengilde?
Unter OLG oder Pflanzengilde versteht man in der Permakultur einen Obstbaum, um den herum unterschiedliche Pflanzen gepflanzt werden, die den Zweck haben, dem Obstbaum etwas Gutes zu tun. Dabei kann es sich z.B. um Schädlings- oder Krankheitsbekämpfung handeln oder um die Lieferung von Nährstoffen oder z.B. um das Anlocken von Nützlingen.
Eine sehr schöne Beschreibung der OLG findet ihr im Buch „Gärtnern im Biotop mit Mensch“ von Kleber und Kleber. Hier werden in unterschiedlichen Ringen verschiedene Nutzpflanzen gepflanzt, die dem Baum oder dem Menschen dienen. Es sind also auch kleine Beete eingeplant.
Ich versuche mich auch an der passenden Bepflanzung meiner Baumscheiben, aber das ist gar nicht so einfach. Aber in diesem Beitrag gibt es schon mal ein paar erste Ergebnisse der letzten 2 Jahre.
Strategien für optimales Obstbaum-Wachstum
1. Das Gras auf der Baumscheibe unterdrücken
Gras hat den Nachteil, dass es genau da seine Wurzeln hat, wo auch unser Obstbaum hin möchte. Es steht daher in direkter Konkurrenz. Das heisst natürlich nicht, dass ein Obstbaum auf einer Wiese nicht wächst, aber ohne Gras im Wurzelbereich wächst er wahrscheinlich ein bisschen besser.
Als erstes habe ich es mit Mulchen versucht. Als Mulchmaterial kam Rasenschnitt auf die Baumscheiben. Wichtig ist übrigens einen Abstand zum Stamm zu lassen, damit die Veredelungsstelle an der Luft bleibt.
Der Nachteil an Rasenschnitt ist, dass das Material sehr schnell verrottet und das Gras wieder durch kommt. Da ist wirklich viel Rasen für ein paar Bäume nötig.
Daher habe ich noch Kapuzinerkresse auf die Baumscheiben gepflanzt. Das sieht hübsch aus und ist essbar. Allerdings ist die Kapuzinerkresse ein bisschen zu spät dran. Da sie erst nach den Eisheiligen gepflanzt werden kann, ist schon viel Gras da, dass dann wieder verdrängt werden muss.
Dann habe ich dieses Jahr Fichtenhäcksel ausprobiert. Allerdings lag das eher daran, dass ich es da hatte. Häckselgut ist zwar super für Baumscheiben, aber Fichte ist eigentlich nicht so gut geeignet: Obstbäume und Fichten vertragen sich nicht und wollen nicht nebeneinander wachsen. Außerdem sind es Nadelbäume und bilden damit saureren Boden beim Verrotten. Daher habe ich für die Obstbäume nur das Häckselmaterial genommen, dass stark mit Erde und Moos vermischt war. Dazu kam dann noch etwas Urgesteinsmehl gegen die Säure. Das Häckselgut wurde dann als dünne Schicht so ca. 5-8 cm dick aufgetragen. Das funktioniert auf jeden Fall besser als Rasenschnitt, trotzdem wird das Material schnell unsichtbar.
Was sich dann von allein zeigte, war der Gundermann. Dem gefiel es sichtlich in den Häckseln und jetzt überwuchert er die Baumscheiben von der freien Mitte her. Und wer Gundermann kennt, weiß dass er schnell einen dichten Teppich bildet. Also genau das was ich gesucht habe 🙂
2. Pflanzengesundheit und Wühlmausabwehr mit Zwiebelgewächsen
Was von alleine in der Wiese wächst und sich weiter vermehren darf sind Krokusse, Hyazinthen und Hasenglöckchen. Allesamt Frühblüher und Zwiebelgewächse. Zwiebeln und Narzissen mögen Wühlmäuse nicht. Wie das bei Hasenglöckchen, Krokussen etc. ist weiß ich nicht, aber so lange sie sich hier von alleine vermehren scheinen die Wühlmäuse sie auch nicht zu mögen. (Natürlich ist das nur eine von mehren eingesetzen Methoden zur Wühlmausabwehr. Frei nach dem Motto “Eine Funktion von mehreren Elementen abdecken”.)
Rund um 2 Apfelbäume habe ich im Herbst Knoblauch gesetzt. Das funktioniert prima. Endlich mal ein Pflanze, die meine Schnecken nicht mögen und die ich in größeren Mengen für die Küche gebrauchen kann. Außerdem wirkt Knoblauch auch gegen Pilze und kann so vielleicht etwas für meinen Baum tun.
3. Nützlinge und Bestäuber-Insekten anlocken mit Blühpflanzen
Ich mag ja Stauden und schöne bunte Blumen. Und weil ich immer mal wieder eine Staude geschenkt bekomme und mir irgendwie die Blumenbeete fehlen, habe ich angefangen, sie einfach auf die Baumscheiben zu pflanzen. Ich erfreue mich an den Blüten und die Insekten ebenso.
Gut geeignet scheint mir die Akelei. Die ist bei mir absolut schneckenresistent, bedeckt den Boden und blüht hübsch. Außerdem samt sie sich von alleine sehr gut aus.
Wer Bienen mag, sollte Wasserdost im Garten haben (wenn das Klima es zulässt natürlich). Es ist unglaublich wie viele Hummerln und Bienen sich da zur Blütezeit tummeln. Allerdings wird die Pflanze riesig (größer als ich) und samt gerne mal aus. Das finde ich aber nicht schlimm, da ich sie vor der Blüte gerne zum Mulchen nehme.
Löwenzahn ist überall. So natürlich auch auf den Baumscheiben. Und Im Mulch fühlt er sich richtig wohl.
Und hier die beste Unterpflanzung: Walderdbeeren. Die wuchern fleissig, sind lecker, hübsch und blühen über lange Zeit. Nur die Ernte dauert etwas länger.
4. Stickstoff-Düngung durch Leguminosen
Es wäre doch schön, wenn der Dünger unter dem Baum von selber wächst? So in etwa hatte ich mir das gedacht. Also wurden unter allen Apfelbäumen Schmetterlingsblütler (= Leguminosen) eingeplant. Allerdings mit mäßigem Erfolg.
Leguminosen haben nämlich Knöllchenbakterien an den Wurzeln, die den Stickstoff aus der Luft binden und in eine für Pflanzen verwertbare Form umbauen können.
Beim Boskop hatte ich eine bis zu 2 m hohe Zuckererbse gepflanzt. Die klettert aktuell auch den Baum hoch. Allerdings sind nicht alle Pflanzen gut gewachsen, da zu viel anderes Kraut in dem Beet wuchs. Der Jakob Fischer-Apfel bekam Borlotti-Bohnen (eine Stangenbohne). Leider sind hier nur 3 aufgegangen. Entweder sie mögen die Fichtenhäcksel nicht oder den Knoblauch. (Das Zwiebelgewächse und Leguminosen sich nicht mögen hab ich erst später gelesen).
Bei den Buschbäumen waren Saubohnen geplant. Diese wurde aber leider von den Schnecken beseitigt.
5. Pflanzen als Nährstoffpumpe
Einige Löwenzähne stehen als Nährstoffpumpe auf den Baumscheiben. Löwenzahn holt mit seiner Pfahlwurzel nämlich nährstoffe aus tiefen Bodenschichten nach oben. Beinwell wäre auch prima, aber den habe ich leider noch nicht.
6. Pflanzen als Mulch-Lieferant direkt vor Ort
Dazu kommt der Wasserdost (der sich selbst ausgesäht hat) und der Löwenzahn in Frage. Die Blattmasse kann einfach abgeschnitten und auf der Baumscheibe verteilt werden. allerdings reicht das bei weitem nicht aus.
7. Ernte
Baumscheiben können ja auch für den Menschen produktiv werden. Was jetzt kommt könnt ihr euch schon denken: Erdbeeren, Walderdbeeren, Zuckererbsen, Stangenohnen, Kapuzinerkresse…
Weitere Nutzpflanzen oder Funktionen
Das ist ja schon eine ganz schön lange Liste aber da geht noch viel mehr. Was ich noch ausbauen will sind folgende Funktionen:
- Stauden für eine viel längere Blühzeit
- Beinwell als Mulch und Nährstofflieferant
- Kräuter die mit ihren ätherischen Ölen Schädlinge verwirren
- Bodenverbesserer wie z.B. Ringelblume, Tagetes
So, ich hoffe, das sind jetzt genug Anregungen für schöne und nützliche Baumscheiben. Habt ihr noch Vorschläge, was fehlt? Oder gute Erfahrungen mit bestimmten Arten? Dann her damit!
Hallo Silke,
Danke für deinen Erfahrungsbericht! Wie sieht deine OLG mittlerweise aus?
Hallo Susanna!
So richtig viel hat sich nicht getan. Ich habe an jeden Baum noch einen Beinwell als Nährstoffpumpe und Mulchlieferant gepflanzt. Und dann sind noch ein paar Pflanzen mit essbaren Blüten dazu gekommen: Taglilie und verschiedenfarbiger Phlox. Ein Lavendel hat auch überlebt. Ringelblumen und einige Gemüsepflanzen wurden von den Schnecken in der ersten Nacht vertilgt. Und die Zuckererbsen am Apfelbaum sind wieder nichts geworden. Das lag aber wohl eher an der Trockenheit.
Da die Apfelbäume wachsen, muss auch die Baumscheibe wachsen. Ich habe also den gemulchten Bereich weiter ausgedehnt und hoffe, dass ich da nächstes Jahr mehr Gemüse pflanzen kann.
Vielen Dank für deinen super Erfahrungsbericht. Wir bauen seit einigen Jahren auf unserer Finca auf Teneriffa eine Permakultur auf, die wir um einen Tropischen Food Forest erweitern. Wir arbeiten mit rund 300 Obstbäumen und haben die Baumscheiben größtenteils mit Kapuzinerkresse und Tagetes bepflanzt. Wir sind der Meinung, dass gerade die Kapuzinerkresse die Feuchtigkeit gut im Boden hält.
Hallo Fincanero!
Das hört sich ja nach einem spannenden Projekt auf Teneriffa an.
Ich hab dieses Frühjahr vor, noch mehr essbare Taglilien auf die Baumscheiben zu pflanzen. Das dürfte auch bei eurem Klima funktionieren.
Auch wenn ich mich nicht viel um die Pflege meiner Baumscheiben kümmere scheinen sie gut zu funktionieren: meine 2 kleinen Apfelbäumchen hatten zusammen 24 Äpfel und jeder einzelne war perfekt: keine Würmer, keinen Schorf keine Apfelpocken, oder was es sonst noch so gibt.
Da fragt man sich wirklich warum in einer normalen Apfelplantage die Äpfel im Schnitt 17 Mal behandelt werden…
Viele Grüße,
Silke
Wie viele Knollen pflanzt du denn pro Apfelbaum? Liebe Grüße
Hallo Anne!
Meinst du, wie viel Knoblauch ich gepflanzt habe? Ich habe einen großen Ring um den Baum gemacht und da etwa alle 15 cm eine Zehe gesteckt. Die Größe des Rings hängt natürlich von der Größe des Baums ab. Bei den Strauchbäumen waren es vielleicht 10-12 Zehen, bei den größeren schnell mal 20-30.
Und natürlich habe ich im Herbst nicht alle Pflanzen wieder gefunden, so dass jetzt wieder ein paar davon aufgegangen sind. Dieses Jahr kann ich dann einen etwas größeren Ring stecken, da der Baum ja auch wächst.
Das ist alles sehr interessant.
Wir haben in den letzten 2 Jahren einige Obstbäume an unseren Südhang gepflanzt. Und das gras fern zu halten ist müssig. Nun überlege ich ob ich einfach einen eing aus pappe und laub mache um die scheibe zu vergrößern (geht das jetzt schon? Anfang märz)und in die bestehende einfach mulche und ein paar nutzpflanzen setzte. Wobei auf der Wiese viele Schnecken unterwegs sind. Hättet ihr da einen tipp? Danke
Hallo Ramona!
Mulchen ist auf jeden Fall gut für den Boden und die Obstbäume. Außerdem wird das Gras unterdrückt, so dass die Bäume besser wachsen.
Aber mit der Ernte beim Mulchbeet habe auch ich so meine Probleme. Das Kartoffelmulchbeet funktioniert und liefert gute Erträge, wenn die Wühlmäuse mitspielen. Schnecken sind da nicht so das Problem.
Was bei mir eher schlecht funktioniert hat sind Ackerbohnen, Stangenbohnen, Kürbis, Zucchini: wenn die Schnecken die Jungpflanzen erledigen, wächst da nichts mehr.
Was gut funktioniert sind: Erdbeeren/Walderdbeeren, Knoblauch, Minze, Sauerampfer, Kapuzinerkresse und an schattigen Stellen Bärlauch.
Wenn es euch nicht so sehr ums ernten geht, sind auch Bauerngartenstauden wunderbar. Bei mir machen sich besonders Phlox (essbare Blüten, der Hit in jedem Sommer-Salat), Akelei (die ganz jungen Blätter als Salat im Frühjahr) und Taglilien (essbar, aber nicht mein Geschmack) ganz gut auf den Baumscheiben. Die produzieren zumindest da wo sie stehen dichte Stauden durch die nichts durchkommt.